Pierre Guariche (1926-1995) war ein bedeutender französischer Innenarchitekt und Industriedesigner des 20. Jahrhunderts. Bekannt für seine innovativen und funktionalen Möbel- und Leuchtenentwürfe, spielte Guariche eine Schlüsselrolle im Aufbruch der französischen Designszene nach dem Zweiten Weltkrieg, der Zeit des Midcentury-Designs.
Guariche begann seine Karriere in den 1950er Jahren. Er strebte danach, Ästhetik und Komfort in seinen Möbeln zu vereinen, wobei er oft auf klare Linien, geometrische Formen und die Verwendung von modernen Materialien setzte. Sein Werk erstreckt sich über eine Vielzahl von Designs, darunter Leuchten, Sitzmöbel, Tische und andere Inneneinrichtungsgegenstände.
Besonders bemerkenswert sind seine Beiträge zum Vintage-Design, wobei er sich auf Funktionalität, Eleganz und die Bedürfnisse des modernen Lebens konzentrierte. Die Millionen von Wohnungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankreich wiederaufgebaut wurden, haben die Lebensumstände der Nachkriegszeit verändert. Der Beruf des Designers musste sich dieser gesellschaftlichen Herausforderung stellen, weswegen er als Innenarchitekt Möbel und Leuchten entwirft.
Pierre Guariche wollte erschwingliche, formschöne und zeitgemäße Möbel und Leuchten entwerfen. Deswegen interessierte er sich sehr früh für innovativer Materialien und industrielle Produktionsmethoden.
Nicht die Form steht im Vordergrund, sondern die Wirkung, die sie im Raum, in dem sie steht, auslöst. In seinen Augen waren die Produktionskosten seiner zukünftigen Produkte mehr denn je der Nerv der Nachkriegszeit. Messen und die Zeitschriftenpresse boten von nun an die Möglichkeit, sie zu vermarkten.
Er eröffnete sein erstes Designbüro mit 25 Jahren in seiner eigenen Wohnung in Paris. Dort entwirft er Designleuchten und -möbel, die erste von der Galerie MAI und später dann auch von den Firmen Airborne, Steiner und Pierre Disderot herausgegeben werden und heute zu Designikonen geworden sind.
Messen sind für ihn der zentrale Ort, um seine Arbeit bekannt zu machen. Auf allen Ständen seiner Verleger, sind seine Werke ausgestellt.
Michel Mortier und Joseph-André Motte, zwei französische Designer derselben Generation, teilten seine unermüdliche Suche nach funktionalen, ästhetischen und wirtschaftlichen Möbeln und gründeten 1954 mit ihm das ARP (l'Atelier de recherches plastiques), ein Kollektiv, unter dem sie einen Teil ihrer Produktion signieren und dynamisieren konnten. In den drei Jahren seines Bestehens veröffentlichte das ARP etwa 30 seiner Stücke, nahm an zahlreichen Messen und Wettbewerben teil und richtete mehrere Büros und Wohnungen ein.
Seine Innenarchitekturprojekte wurden immer zahlreicher und ermöglichten es ihm, seine Kreativität voll auszuleben. Sein wohl berühmtestes Projekt ist das Skigebiet La Plagne auf 1960 m in den französischen Alpen, bei dem er für die gesamte Innenarchitektur der Berg- und Talstation verantwortlich war.
Das Projekt wurde 1961 ins Leben gerufen. Ein neues Skigebiet sollte der Verödung der Landwirtschaft in dieser Gegend entgegenwirken und gleichzeitig den Schneetourismus ankurbeln.
1964 schloss sich Pierre Guariche dem Team um den Architekten Michel Bezançon an, das den Prototyp der Hochgebirgsstationen entwickeln sollte. Um die Grundfläche möglichst gering zu halten, setzte das Konzept auf Vertikalität, aber auch auf horizontale Verbindungen zwischen den verschiedenen Gebäuden und Dienstleistungen durch eine Einkaufsgalerie. Zwölf Jahre lang entwirft der Innenarchitekt die Geschäfte, die Kapelle und die Seilbahnstationen, einschließlich der Gondeln und Masten. Ein Teil der Tausenden von Wohnungen, die er dort entwirft, soll als Hotelresidenz genutzt werden.
In La Plagne entwarf Pierre Guariche ein neues, innovatives Konzept für Hotelunterkünfte, die "transformative Anordnung". Es entstand also lange bevor Charlotte Perriand dasselbe Prinzip in der Planung des alpinen Skiorts Les Arcs verwendete.
Während der Sechzigerjahre entwickelte Pierre Guariche bei seinen Einrichtungsprojekten für Freizeitresidenzen zunehmend Einbaumöbel. Ab den 1970er Jahren verwendete er in seinen Inneneinrichtungen Möbelstücke vorzuschreiben, die von anderen Designern wie Eero Saarinen, Warren Platner, Harry Bertoia, Pierre Paulin oder Roger Tallon entworfen worden waren.
Guariches Einfluss erstreckte sich auch auf die Ausbildung, da er als Lehrer an verschiedenen Designschulen tätig war und somit die nächste Generation von Designern prägte.
Gemeinsam mit gleichgesinnten Designern, Architekten und Unternehmern hat er in der Aufbruchsstimmung der Nachkriegszeit maßgeblich zur neuen Definition des zeitgenössischen Stils und Designs beigetragen. Dabei wollte er am Anfang doch eigentlich nur „geschmackvolle Möbel in Serie zum Preis von geschmacklosen Möbeln“ entwerfen…
Insgesamt hinterließ Pierre Guariche ein bedeutendes Erbe im Bereich des französischen Designs, das bis heute für seine Innovationskraft und zeitlose Eleganz geschätzt wird.